Wie fange ich mit dem Surfen an?
Goofy oder Regular
Wie auch bei jedem anderen Brettsport stellt sich zuerst die Frage, ob man Goofy oder Regular auf dem Brett steht, also mit dem linken Fuß vorne (regular) oder dem rechten Fuß vorne (goofy). Die meisten Brettsportler werden den gleichen Fuß vorne haben wie beim Snow- oder Skateboarden. Wenn du noch keine Brettsportart ausübst, kannst du dich von einem Kollegen leicht von hinten schubsen lassen. Der Fuß, mit dem du dich auffängst ist normalerweise dein vorderer Fuß.
Fußpositionierung
Wichtig ist nicht nur zu wissen, welcher Fuß vorne und welcher hinten steht, sondern auch wie genau diese zwei Füße auf dem Brett positioniert werden. Der hintere Fuß steht im 90-Grad Winkel zum Brett am hinteren Ende des Surfboards ungefähr auf der Höhe der hinteren Finne. Der vordere Fuß ist mittig auf dem Brett und leicht nach vorne hin eingedreht. Dadurch werden Drehungen in der Hüfte erleichtert, mit denen man Turns und andere Manöver einleitet. Wichtig ist auch, dass man ein gutes Gleichgewicht zwischen den Füßen hat und sein Gewicht weder zu weit nach hinten noch nach vorne verlagert. Die Gewichtsverteilung definiert auch, auf welcher Höhe auf der Welle man sich mit dem Brett befindet. Sobald man den hinteren Fuß mehr belastet fällt man etwas zurück und surft somit automatisch weiter oben auf der Welle. Den vorderen Fuß mehr zu belasten bedeutet im Gegenzug, dass man tiefer auf die Welle gleitet.
Einsteigen
Ob man Goofy oder Regular ist definiert auch, auf welcher Seite es einfacher ist, in die Welle einzusteigen. Zu Beginn ist es sinnvoll, die Welle vor sich zu haben. Bei Regular bedeutet das auf der linken Seite und bei Goofy auf der rechten einzusteigen. Zuallererst ist darauf zu achten, dass man seine Surfboard Leach am hinteren Fuß knapp oberhalb des Knöchels befestigt. Bei Regular also am rechten Fuß, bei Goofy am linken. Beim Einsteigen setzt man sich an die Kante der Welle und legt das Brett ausgerichtet mit der Nose stromaufwärts vor sich in das Wasser. Gut festhalten, damit es das Brett nicht gleich nach hinten wegspült! Die Füße wie oben beschrieben auf dem Brett platzieren, den hinteren zuerst, und langsam mehr und mehr Gewicht auf das Brett verlagern bis man steht. Anfänglich kann man sich auch noch an der Seitenwand der Welle festhalten um ein besseres Gefühl für das Wasser und das Brett zu bekommen. Wenn man sich ausbalanciert hat, sanft von der Seitenwand abstoßen und auf die Welle surfen!
Stürzen
Beim Stürzen ist darauf zu achten, dass man seinen Kopf schützt und deshalb direkt beide Hände über den Kopf hält. Versucht möglichst flach ins Wasser zu fallen, da vor allem an Flusswellen oft Störsteine am Grund warten. Hinter der Welle so schnell wie möglich das Brett in die Hand nehmen und die Gefahrenzone verlassen. An künstlichen Wellen kann man meist nach hinten rauslaufen, an Flusswellen muss dagegen ans Ufer gepaddelt und dort hinausgeklettert werden. Auch wenn Flüsse nicht ganz so gefährlich wirken wie das Meer, auf keinen Fall die Strömung unterschätzen! Es passiert außerdem auch ab und zu, dass das Brett aus dem Wasser rausschießt und somit zur Gefahrenquelle wird, vor allem auf die Finnen achten. An Flusswellen sind zudem die Wände häufig aus Stein oder Beton – auch hiervon sollte man sich möglichst fernhalten. Daher ist es wichtig immer richtig und bewusst zu fallen.
Der erste Turn
Turns oder auch Drehungen werden beim Surfen anders als beim Snowboarden oder Skateboarden nicht mit den Füßen, sondern im Oberkörper eingeleitet. D.h. sobald du dich mit dem Oberkörper in eine Richtung drehst, folgen dir deine Beine und damit auch das Surfboard. Zu Beginn ist dies noch ein statischer Ablauf der sich aber nach einer gewissen Zeit auflockert wenn man sich wohler auf der Welle fühlt. Zudem hilft es sehr, dorthin zu sehen wo man hin surfen möchte. Grund hierfür ist, dass man automatisch seinen Oberkörper auch in die Richtung dreht, in die der Kopf zeigt.
Turns perfektionieren
Umso schneller man surft, umso aggressiver werden auch die Turns. Man surft mehr auf den Rails, also den Kanten des Surfboards und kann somit auch mehr Druck in seinen Turns aufbauen. Ziel ist es, durch die Positionierung auf der Welle eine so genannte „liegende Acht“ zu surfen. Hierbei nimmt man die Geschwindigkeit vom oberen Teil der Welle mit auf die andere Seite und kann so sogar die ersten Sprays versuchen.
Surf Etikette - Abstand halten & auf andere Surfer achten
Beim Surfen gelten wie bei anderen Sportarten auch allgemeingültige Regeln die zu beachten sind. Zuallererst sollte man immer auf sich und die umstehenden Surfer achten. D.h. Brett nah bei sich tragen und auch die Leach immer nah bei sich halten damit kein anderer Surfer darauf steigt oder sich verhakt. Außerdem sollte man immer grob einen Meter Sicherheitsabstand zu den anderen Surfern halten. Dies verhindert, dass man sich gegenseitig mit den Surfboards anstößt.
Surf Etikette - Auf das Brett klopfen
Klopfen auf das Brett kann zwei Dinge bedeuten: Einerseits Anerkennung oder „Props“ wenn ein Surfer einen schweren bzw. neuen Trick steht. Andererseits kann das Klopfen auf dem Brett aber auch anzeigen, dass der aktuell Surfende bereits zu lange auf der Welle ist, und deshalb Platz für den nächsten machen soll. Generell hat sich durchgesetzt, dass jeder Surfer ungefähr vier bis fünf Turns machen und dann etwas Neues oder einen Trick ausprobieren sollte. Dadurch kommen alle regelmäßig zum Surfen und können selbst neue Tricks ausprobieren.
Surf Etikette - Party Wave
Eine Party Wave zu surfen bedeutet mit einem oder mehreren Surfern gleichzeitig auf der Welle zu surfen. Hierbei ist darauf zu achten, dass man mit Personen surft, die ein ähnliches Surflevel besitzen wie man selbst. In diesem Fall kann man verschiedene Manöver surfen wie z.B. sich gegenseitig Kreuzen. Speziell bei Party Waves ist darauf zu achten, dass man richtig fällt, seinen Kopf immer schützt und auch den anderen Surfer nicht in Gefahr bringt.
Die richtige Surf-Ausrüstung
Zusätzlich zu dem nötigen Wissen, gehört natürlich auch zum Surfen das richtige Surf Equipment. Zu allererst muss entschieden werden, welches Surfboard man sich kauft. Man unterscheidet zwischen Soft- und Hardboards. Softboards sind gut für Anfänger geeignet weil die Bretter robust sind und man das Verletzungsrisiko minimiert. Diese Bretter sind generell auch schwerer zu beschädigen, zum Beispiel wenn sie die Seitenwände berühren. Hardboards werden interessant, wenn man schnellere Turns und richtige Manöver fahren möchte. Bei Hardboards unterscheidet man Polyester und Epoxy Surfboards, je nach dem Material, welches in dem Surfboard verbaut wurde. Epoxy Surfboards sind etwas robuster als Polyester Surfboards und haben mehr Auftrieb, sind dafür aber schwerer. Die Wahl des richtigen Surfboards ist wie immer Geschmackssache und hängt von vielen weiteren Faktoren ab wie Gewicht und Größe des Surfers, Surfboard Marke, Einsatzzweck des Surfboards, etc.
Finnen
Zusätzlich zum Surfboard braucht man natürlich auch Finnen, welche uns Surfer davor bewahren auf der Welle wegzurutschen. Speziell beim Riversurfen ist ein Thruster Set-Up empfehlenswert, d.h. eine kleine Mittelfinne und zwei Seitenfinnen. Die kleine Mittelfinne gibt dem Surfer genug Traktion um schöne Turns zu fahren und ist gleichzeitig klein genug um einen 360 zu drehen.
Traction Pads
Für die nötige Traktion auf dem Brett sorgt dann noch das richtige Pad bzw. das Wachs. Klassisch wird am hinteren Ende des Bretts ein Tail Pad aufgeklebt und das Wachs wird im Zentrum des Bretts aufgetragen um dem vorderen Fuß Halt zu bieten. Bei Riversurfern sieht man aber auch häufig Frontpads, da der Paddelaspekt wegfällt und man nicht auf dem Brett liegt. Seltener ist gar kein Pad, d.h. nur Wachs vorne und hinten. Diese Entscheidung ist jedem Surfer selbst überlassen und richtet sich oft nach dem Style des jeweiligen Surfers und dem Einsatzgebiet des Surfboards. Bei der Wahl des richtigen Wachses ist außerdem noch auf die empfohlene Wassertemperatur des Herstellers zu achten. Das Wachs bietet nämlich nur in der Wassertemperatur optimalen Grip, für welche es hergestellt wurde.
Leashes
Damit das Brett immer beim Surfer bleibt und nicht z.B. wartende Surfer am Rand verletzt oder von der Strömung davongespült wird, befestigt man eine Leash am Surfboard. Die Länge der Leash richtet sich wiederum nach der Länge des Surfboards und sollte ungefähr gleich lang sein.
Surfwear
Je nach Außen- bzw. Wassertemperatur empfiehlt sich ein Wetsuit. Dieser schützt nicht nur vor Kälte sondern auch zu gewissem Grad vor Verletzungen und ist somit ein Muss für jeden Riversurfer. Hierbei unterscheidet man zwischen Shorty und Full Suits sowie Frontzip, Backzip und Zipfree. Welcher der richtige für dich ist, findest du auch in unserem Wetsuit Buyer's Guide. Ein Poncho schützt dich vor Blicken beim Umziehen und hält dich weiter warm. Um kleinere Dings schnell zu flicken, lohnt es sich, ein Repair Kit dabei zu haben. All diese und noch viele weiter Produkte, die du zum Surfen benötigst, findest du in unseren stationären Shops und natürlich in unserem Webshop.
Fortgeschrittene Surf Skills
Drop In
Der Drop In ist die fortgeschrittene Einstiegsart, in eine stehende Welle zu kommen. Kein Hinsetzen mehr und umständliches Füße platzieren, sondern direkt mit dem Brett auf die Welle springen! Hierbei kann man das Brett mit einer oder zwei Hände halten wobei zwei Hände mehr Stabilität bieten. Wichtig beim Drop-In ist zudem, dass man gleichzeitig mit beiden Füßen auf dem Brett landet, idealerweise in der korrekten Fußstellung, und direkt in die Knie geht um den Impuls abzufedern. Außerdem sollte man nicht zu weit oben, aber auch nicht zu weit unten auf der Welle landen. Wenn man richtig positioniert ist, kann man den Schwung des Drop-In mitnehmen und damit einen kraftvollen Turn einleiten. Beim Anlaufen unbedingt darauf achten, dass die Leash nirgendwo festhängt oder sich um den eigenen Fuß gewickelt hat. Der Frontside Drop-In ist grundsätzlich leichter als der Backside Drop-In, da man die Welle vor sich sehen und man nach vorne reinspringen kann. Beim Backside Drop-In hält man das Brett in der Hand, die näher am Wasser ist. Mit der anderen Hand kann man die Leash festhalten, damit man nicht darüber stolpert. Der Sprung ist sozusagen rückwärts und deshalb etwas schwieriger, aber mit ein bisschen Übung funktioniert es genauso gut wie Frontside.
Spray
Ein Spray entsteht, wenn man bei einem klassischen Turn genug Geschwindigkeit mitbringt und kraftvoll mit dem hinteren Bein das Tail in die Welle drückt. Dadurch wird viel Wasser weggeschoben und man kann den wartenden Surfern eine Abkühlung gönnen. Beim Frontside Spray fährt der Surfer auf der Welle rauf, lässt den vorderen Fuß gestreckt, wobei der hintere abgewinkelt bleibt. Sobald man auf der höchsten Stelle der Welle angekommen ist, wird der Spray durch die Rotation im Oberkörper eingeleitet und die Füße folgen. Wenn man genug Geschwindigkeit hat, das Timing und der Druck über den hinteren Fuß stimmt, macht man einen richtigen Spray. Beim Backside Spray schaut man hinter die Welle und macht eine ähnliche Rotation wie beim Frontside Spray, nur spiegelverkehrt. Wenn man auf dem höchsten Punkt dann noch auf die Tail kickt, sollte genug Kraft dafür sorgen, das Wasser spritzen zu lassen.
Frontside (FS) 360
Der Frontside (FS) 360 ist ein Klassiker unter den fortgeschrittenen Riversurf Tricks. Den FS 360 leitet man direkt mit dem Frontside Turn ein. Hierbei drehst du den Turn fast bis zum Ende wobei du statt weiter zu surfen deinen Oberkörper noch weiter rotierst als zuvor. Mit der vorderen Hand kannst du ins Wasser greifen, während du mit der hinteren die Drehung einleitest. Sobald Kopf und Oberkörper rotieren, folgen auch die Füße und das Brett. Wichtig ist, das Gleichgewicht zu halten, sobald die Finnen ausbrechen, d.h. 180 Grad geschafft sind und die Finnen keine Traktion mehr haben. Mit dem Kopf bzw Oberkörper die Rotation vollenden, die Füße werden folgen. Mit weniger (zum Beispiel zwei statt drei) oder kleineren Finnen wird die Drehung einfacher, da weniger Widerstand zu überwinden ist.
Backside (BS) 360
Der Backside 360 wird, ähnlich wie beim Frontside 360, direkt während dem Turn eingeleitet. Hierbei hält man entweder beide oder nur eine Hand ins Wasser hinter sich. Hierdurch dreht sich der Kopf und Oberkörper nach hinten hin mit. Die Finnen sollte man entlasten indem man genug Gewicht auf den vorderen Fuß verlagert. Dies schaffst du indem du das hintere Knie Richtung Board eindrehst und dich etwas in Richtung Tail lehnst. Zudem sollte man immer in der Hocke bleiben um genug Stabilität auf dem Brett halten zu können. Sobald die erste halbe Drehung geschafft ist, dreht man seinen Kopf & Oberkörper weiter damit die restlichen 180 Grad noch gedreht werden können. Vielen Surfern fällt der Backside 360 leichter als der Frontside 360. Das ist natürlich auch wie immer Geschmackssache und muss von jedem Surfer selbst ausprobiert werden. Wie immer gilt: Übung macht den Meister!
Surfparks
Wenn das Meer zu weit weg ist, dann gibt es gar nicht so wenige Surfspots, an denen du das Wellenreiten auch ohne Flugmeilen erleben kannst. Mitten in Europa und weltweit sind in den vergangenen Jahren Surfparks entstanden, die von sanften Wellen für die ersten Steps bis hin zu richtig hohen Waves alles bieten. Hier ist man mitten im Geschehen der Surf-Szene und kann sich mit Profis step by step die entsprechenden Skills aneignen. Sei es im The Wave in Bristol (England), im Alaïa Bay in Wallis (Schweiz) oder im Wellenwerk in Berlin (Deutschland), um nur stellvertretend einige der bekannten Surfparks zu nennen. Außerdem sind aktuell auch weitere im Entstehen, wie etwa in Augsburg (Deutschland) wo an der Augsburger Welle gebaut wird, oder in München, wo mit der O2 Surftown MUC ein Wave Pool für Surfer:innen aller Levels inklusive Freizeitpark kurz vor der Eröffnung steht. Neben Surfparks wie diesen gibt es auch River-Surfparks in Flüssen, aber das ist wieder eine andere Geschichte in der unendlichen Welt des Wellenreitens.