Mit ein paar kleinen Tipps kann man schon ab der ersten Session einige Sekunden in der Welle „stehen“ und sich langsam an das Surfgefühl auf der stehenden Welle gewöhnen. Wir haben uns dazu mit unseren Experts und Blue Tomato Teamridern wie Patrick Rauter ausgetauscht und dir hier die wichtigsten Infos zusammengefasst.
Wo beginne ich mit dem Riversurfen?
In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) gibt es mittlerweile einige Spots und man darf davon ausgehen, dass es weitere Riversurfprojekte geben wird. Hier eine kleine Auswahl an bekannten Riversurf-Spots:
Deutschland
- Langenfeld
- Eisbach München
- E2 München
- Floßlände München
- Dauerwelle Nürnberg
- Blackforestwave Pforzheim
- Leinewelle Hannover
Schweiz
- Thun Mühleschleuse
- Bremgarten
Österreich
- Ebensee The Riverwave
- Almkanal Salzburg
- Pipeline Bad Ischl
Manche dieser Spots sind kostenpflichtig, andere wiederum kostenfrei.
Bitte beachte, dass zum Beispiel die berühmte Eisbach-Welle – quasi DIE Geburtsstätte des Riversurfens – nicht für blutige Anfänger geeignet ist. Wer sich in München an den Sport herantasten möchte, startet am besten auf der E2 (ebenfalls im Englischen Garten) oder an der Floßlände (Thalkirchen, nähe Campingplatz).
Flori Kummer, Münchner Eisbach Local & Legend, kurz vor dem Drop-In (Foto: @julianankenbrand - Instagram)
Falls du eher Surf-Newbie bist, eignet sich in Österreich insbesondere die Almwelle in Salzburg. Sowohl die Almwelle als auch die Wellen in München sind kostenlos und die Locals dort sehr hilfsbereit und freundlich, solange man die Surf-Ettiquette berücksichtigt. Dazu später mehr.
Welches Equipment benötige ich zum Riversurfen?
Boards
Es gibt mittlerweile einige Brands, die riversurftaugliche Boards herstellen oder sogar Surfboards speziell fürs Riversurfen konzipieren. Firmen wie Lib Tech, haben hier gleiche mehrere Boards im Sortiment, die nicht nur super performen, sondern auch einiges an Schlägen wegstecken. Dies ist von Vorteil, da im Vergleich zu einem normalen Surfboard fürs Meer, die Boards beim Riversurfen oftmals gegen Beton-, Holz- oder Steinwände an der Seite krachen und Schäden somit keine Seltenheit sind. Im Klartext: Je stabiler dein Brett, desto weniger Sorgen und nervige Reparaturen. Ein einzigartiger Herstellungsprozess und die spezielle Bauweise der Lib Tech Surfboards machen diese besonders robust, langlebig und auch umweltverträglicher.
Die Qual der Wahl: Neben dem eigens fürs Riversurfen entwickelten Modell Whirlpool, erfreuen sich auch die Modelle wie Puddle Jumper, RNF96 als auch das Hydra sehr großer Beliebtheit in der Riversurf Community.
Das Whirlpool von Lib Tech ist das Riversurfboard schlechthin. Wenn du sehr schnelle, radikale Turns machen willst, du an fette Sprays, Ollies oder auch schon an Shove-Its und 360s denkst, dann ist das Whirlpool das Board, das dich dabei optimal supportet. Die Outline ist relativ schmal gehalten, aber durch die flache Unterseite in der Mitte des Boards, beziehungsweise unter deinem vorderen Fuß, erzeugt es eine Menge Geschwindigkeit und ein sehr wendiges Fahrverhalten. Dieses lässt sich – auch dank der konkaven Mulde unter deinem vorderen Fuß (ähnlich wie bei einem Skateboard) - gut kontrollieren. Sein volles Potenzial entfaltet das Board in eher druckvollen, schnellen Welle wie The Riverwave oder Eisbach - radikal und super spaßig.
Das RNF96‘ steht für Round Nose Fish und ist ein Board, das sich auch in schwächeren Wellen sehr gut fahren lässt. Es ist fehlerverzeihend und gibt durch das V im Tail genug Halt in den Turns - und man bekommt dadurch auch genügend Speed. Beim RNF kannst du dich zudem richtig tief in die Turns hineinlegen, ohne weg zu driften.
Ebenfalls beliebt ist das Lib Tech Hydra. Blue Tomato Teamrider Patrick Rauter: „Power und genügend Auftrieb sind die beiden Facetten, welche mir als Erstes in den Sinn kommen, wenn ich an das Hydra denke. Durch den recht breiten Shape ist es fehlerverzeihend, aber auch kraftvoller zu fahren. Wenn du eher größer und schwerer bist und du ein Board für schwache bis mittelstarke Wellen suchst, dann könnte das Hydra genau das Richtige für dich sein.“
Vor einigen Jahren gab es einen regelrechten Hype um das Puddle Jumper, welches nicht nur im Meer, sondern auch in Flüssen seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Das Puddle Jumper war eines der ersten Modelle von Lib Tech, welches insbesondere in den kleineren Größen bevorzugt fürs Riversurfing genutzt wurde und sich immer noch großer Beliebtheit erfreut.
Im Vergleich zum Hydra ist das Puddle Jumper einen Tick agiler und dadurch etwas weniger fehlerverzeihend. Dennoch lässt es sich gut kontrollieren und dank des etwas größeren Volumens sicher von Rail zu Rail fahren. Auch schneidigere Turns und erste Ollie-Versuche sind mit dem Puddle Jumper problemlos möglich. Patrick Rauter würde das Puddle Jumper als eine Art Hybrid aus Hydra und Whirlpool einordnen. Definitiv ist es auch für schwächere Wellen und schwerere Fahrer:innen zu empfehlen. Für sportlich-ambitonierte Rider:innen, die etwas Ehrgeiz mitbringen, eignet es sich ebenfalls gut als erstes eigenes High-Performance-Riversurfboard.
Größe und Volumen
Als Einstieg für Erwachsene ist je nach Power und Höhe der Welle ein Board zwischen 4‘8” und 5‘6” zu empfehlen. Das Shape ist tendenziell etwas breiter zu wählen, da Breite gleichzeitig auch Stabilität bedeutet. Ein wenig Rocker ist auf jeden Fall empfehlenswert, da dies verhindert, dass man allzu leicht vorne im Wellental einspitzelt. Hinsichtlich Board-Volumen: Bei Männern über 80-90 kg kann man schon knapp um die 30 Liter ins Auge fassen. Je nach Riding-Level und Gewicht kann man bei der Boardauswahl natürlich auch auf schlankere und kürzere Shapes sowie weniger Volumen zurückgreifen.
Finnen
Vorsicht - manche Spots sind richtige Finnenkiller! Am Anfang sind softere, günstige Finnen von Vorteil. Die allermeisten Riversurfer fahren mit einem Twin Setup. Das bedeutet, sie verwenden zwei Finnen und zusätzlich maximal eine sehr kleine Center-Finne in der Mitte. In der Regel gilt: Je größer die Finne, desto stabiler liegt das Board in der Welle und je kleiner die Finne, desto agiler/wendiger wird das Board (aber auch instabiler).
Neoprenanzug
Da Riversurfen in meist kalten Flüssen stattfindet, ist ein Neoprenanzug auf jeden Fall empfehlenswert. Ein langes Modell mit mindestens 3/2 Dicke (d.h. 3 mm dickes Neoprenmaterial am Torso und 2 mm Dicke an den Extremitäten) macht in den allermeisten Fällen Sinn.
Booties
Unter vielen Flusswellen befinden sich oftmals Steine am Boden, welche zu lästigen Schnittverletzungen oder sonstigen Blessuren an den Füßen führen können. Deswegen sind Booties – also Neoprenschuhe – durchaus zu empfehlen. Abgesehen davon halten sie dich auch schön warm.
Leash
Die Leash ist quasi der Fangriemen deines Surfboards. Bei einigen Flusswellen ist eine Leash unverzichtbar. Es gibt auch – gerade für natürliche Flusswellen – speziell entwickelte Leashes für die Hüfte, welche man, im Extremfall des Hängenbleibens an Ästen oder Steinen, sehr schnell öffnen kann. Andererseits gibt es aber auch Flusswellen, an denen man auf die Leash verzichten kann oder sogar sollte – am besten einfach die Locals fragen.
Deine ersten Schritte am Board
Nose above water
Hierbei kann ein:e Kolleg:in anfangs noch Hilfestellung geben und das Board an der Nose festhalten. Dann versucht man zuerst mit dem hinteren Fuß und erst danach mit dem vorderen Fuß aufzustehen und das Gleichgewicht zu halten.
Einer der ersten Schritte: die Nose festhalten (Location: Almwelle Salzburg, Foto: Patrick Rauter)
Helping hand
Nun willst du natürlich lossurfen. Hier können dir bei den ersten Versuchen noch ein Buddy oder freundliche Locals die Hand halten, sodass du dich langsam vom Rand in Richtung Wellenmitte herantasten kannst.
Am Board mit haltender Hand durch einen Buddy (Location: Almwelle Salzburg, Foto: Patrick Rauter)
Floating point
Der „floating point“ ist der Bereich der Welle, in der du quasi ruhig im Wasser am Board stehst, OHNE dass du vorne mit der Nose einspitzelst oder nach hinten über die Welle gespült wirst. In diesem Punkt könntest du theoretisch längere Zeit verharren. Bereits durch eine kleine Gewichtsverlagerung nach vorne (Richtung Nose), fährst du in Richtung des Wellentals. Wenn du dich etwas zu viel nach vorne lehnst, tauchst du mit der Nose ein.
Flori Kummer "searching for the floating point" (Location: Eisbach München, Foto: @julianankenbrand - Instagram)
Dein erster Turn
- Nachdem du dich schon langsam von einer Seite zur anderen Seite herangetastet sowie ein Gefühl für die Welle und das Board bekommen hast – und die Nose dabei die meiste Zeit noch nach vorne (=Richtung Wellental) zeigt – wird es Zeit für die ersten richtigen Turns.
- Alle Turns beim Surfen werden vom Kopf und den Schultern eingeleitet, wobei dieses Einleiten des ersten „Schwunges“ allein durch den Blick auf die gegenüberliegende Seite der Welle initiiert wird.
- Jetzt kann man anfangen, mit immer größeren (und schnelleren) Schwungbewegungen aus dem Oberkörper mit dem Board hin- und her zu fahren. Wenn dies für dich keine große Herausforderung mehr darstellt, dann bist du offiziell kein "Kook" (im Surfjargon für Anfänger:in) mehr.
...wenn das Ganze dann irgendwann so aussieht wie bei Flori Kummer auf dem Eisbach (Foto: @julianankenbrand - Instagram)
Safety Tipps
Protect ya‘ Face
Wenn es dich über die Welle spült, du aus dem Wasser auftauchst und in diesem Moment nicht weißt, wo sich dein Board gerade befindet, dann halte dir dabei IMMER die Arme vor das Gesicht. Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass dein Board im Weißwasser hinter der Welle mit etwas Druck aus dem Wasser herausgeschleudert wird und dich im worst case am Kopf oder im Gesicht trifft.
Kopf und Gesicht mit Händen und Armen schützen (Location: Almwelle Salzburg, Foto: Sandra Gellan)
Nose Tape
Stabil aber nicht unkaputtbar: Es ist empfehlenswert vor dem ersten Surf die Nose deines Boards mit handelsüblichem Tape einzuwickeln. Wieso? Wenn eine spitze Nose gegen eine Fels- oder Holzwand kracht, kann dies unschöne Beschädigungen hinterlassen. Das Tape gibt deinem Brett zusätzlichen Schutz.
Natürliche Flusswellen als Rookie meiden
Es gibt auf den Flüssen dieser Erde natürlich fast überall diverse komplett natürliche Flusswellen zum Surfen, aber diese sind als „bloody rookie“ komplett ungeeignet, um das Riversurfen zu erlernen. Abgesehen davon kann so etwas – ohne Ortskenntnis oder local knowledge – sehr gefährlich werden.
Erste Hilfe Set
Kleinere Blessuren kann man sich schnell zuziehen, daher ist es immer klug, ein Pflaster oder kleinen Verband zur Hand zu haben.
Surf Etikette
Respect The Locals
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Respect the Locals. Sei freundlich und zurückhaltend – und Tipps und Tricks der Locals sind dir garantiert. Das Vordrängeln beim Anstehen in der Reihe ist ein absolutes No-Go!
Knock, knock!
Das Klopfen auf das Brett bedeutet, dass jemand gerade einen feinen Trick gestanden oder etwas Neues gelernt hat. Man drückt damit Anerkennung aus, sprich: Man gibt dem Surfer oder der Surferin „Props“. Auch bei kompletten Anfänger:innen kann man schon mal auf das Board klopfen, wenn sie es etwa das erste Mal schaffen etwas länger das Gleichgewicht zu halten. Das Klopfen auf das Board kann aber auch bedeuten, dass jemand schon relativ lange in der Welle ist und nun langsam Platz machen sollte für die nächsten Rider:innen.
Als Faustregel gilt: Etwa 5-6 Runs oder knapp 20 Sekunden zu surfen und danach geht man raus oder probiert was Neues und lässt den oder die Nächste ran. Selbstverständlich hängt dies auch immer ab von der Anzahl der Leute, die gerade anstehen. Am besten einfach freundlich und höflich sein und erstmal abchecken wie es die anderen machen.
Wir hoffen, dass dir diese Tipps einen ersten Einblick ins Riversurfen ermöglicht haben und wünschen dir schon mal viel Spaß beim Rippen!
Weitere Infos für dein optimales Surf-Equipment findest du auch in unseren Buyer's Guides zu Surfboards und Neoprenanzügen.